Kolumne Teil 1 Unternehmen der nächsten GenerationÜber neun Wochen veröffentlicht Der Standard eine Artikelserie rund um das Thema “Unternehmen der nächsten Generation”.

Autoren: Michael Bartz, Andreas Gnesda und Thomas Schmutzer die Unternehmen der nächsten Generation.

Den ersten Artikel Unternehmen der nächsten Generation – Airbnb, Uber und Co stellen die Unternehmenswelt auf den Kopf. Was heißt das für die Etablierten? finden Sie hier.

Quelle: Der Standard (Sa. 31.12. 2016)1

Nachstehend die ungekürzte Fassung des Eröffnungsartikels der Serie:

Airbnb, Uber und Co stellen die Unternehmenswelt auf den Kopf. Was heißt das für die Etablierten?

Vor Weihnachten stapeln sich die Amazon-Kartons im Mistraum (oder Müllraum in Deutschland) – manchmal schon bis zur Decke und die gute Post ist teilweise hoffnungslos überlastest. Warum ist das so, weil sich unser Einkaufsverhalten grundsätzlich geändert hat. Wenn wir verreisen, benötigen nahezu kein Reisebüro mehr, und gehen auch nicht ins Hotel. Denn es ist bequemer und preiswerter, sich über Plattformen, wie “Airbnb”, sich selbst eine private Unterkunft zu suchen. Und, ob wir es wollen oder nicht, gerade die Proteste gegen die Firma “Uber Taxi” lassen die Nutzerzahl immer weiter anschwellen. Was haben allein diese drei Beispiele gemeinsam? Es handelt sich in allen drei Fällen um Unternehmen der nächsten Generation. Und in allen drei Fällen ventilieren unsere neuartigen Verhaltensweisen das Wachstum dieser Unternehmen aus dem Nichts in schwindelige Höhen.

Was und wer sind diese Unternehmen der nächsten Generation? Das lässt sich klar an bestimmten Merkmalen festmachen:

Unternehmen der nächsten Generation bauen oft auf vollkommen neu und quer gedachten Geschäftsmodellen auf, wie Studien der IMC FH Krems zeigen. Inwiefern quer gedacht: Airbnb besitzt kein einziges Hotelzimmer, Uber kein einziges Taxi oder der österreichische Start-up StoreMe keine einzige Lagerfläche. Dennoch ist StoreMe gerade auf dem Weg, der grösste Vermittler privater Lagerflächen zu werden. Hier wurde einfach das Prinzip von Airbnb auf ein anderes Thema angewandt, und zwar auf „ungenutzte Lagerflächen oder -plätze in Privatwohnungen“. Wie im Dr. Faustus von Thomas Mann: „Die Spekulation auf die Spekulation“. Und es scheint zu funktionieren.

Entstehen Unternehmen der nächsten Generation immer aus dem Nichts? Hierzu ein ganz klares „Nein“ als Antwort. Unternehmen, die rechtzeitig verstanden haben oder verstehen wollen, dass unsere Lebens- und Geschäftswelten sich inzwischen ganz grundsätzlich verändern und verschieben, passen sich proaktiv an und erfinden sich oftmals neu. In vielen Bereichen kann man das beobachten: Reisebuchungen, Buchkäufe, Kleidungskauf, das Konsumieren von Musik finden immer weniger offline statt. Dieses Geschäft verlagert sich zunehmend in digitale Vertriebs- und Servicekanäle. Und der Lebensmittelhandel ist die nächste Industrie auf dem Sprung in diese Richtung. Für etablierte Unternehmen bedeutet das, den Weg mitgehen zu müssen, oder – wie die Dinosaurier – vom Markt zu verschwinden. Beispiele dafür sind uns allen wohl bekannt.

Es sind jedoch nicht nur Unternehmen, die von unserem Radar verschwinden, sondern auch ganze Industrien. Treiber dahinter sind nicht nur unsere sich ändernden Verhaltensweisen – oftmals verursacht durch fortschreitende Digitalisierung – sondern einfach auch Technologiewandel auf der Produktseite; ein sehr gut bekanntes Beispiel ist die Fotoindustrie. Was auch immer die genauen Gründe sind, wichtig ist: Unternehmen, die sich unter den Bedingungen des digitalen Strukturwandels nicht anpassen, laufen Gefahr, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszusterben oder zumindest in die Bedeutungslosigkeit zu verfallen. Es bleibt – de facto – nur die Flucht nach Vorn. Und diese Flucht nach Vorn hat noch viel weitere Konsequenzen: Mit der Modernisierung oder Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen geht auch die tiefgreifende Veränderung von Arbeitsweisen in Unternehmen einher. Neue Arbeitszeit- und Job-Modelle, mobiles Arbeiten und Digitalisierung des Arbeitsplatzes sind nur einige Veränderungshebel, die bedient werden müssen auf dem Weg zum Unternehmen der nächsten Generation.

 

Erfahrungsberichte von Unternehmen, die Schritte in ganz neue Richtungen gewagt haben, wurden von Springer in dem brandneuen Buch dem Titel „Unternehmen der nächsten Generation“ zusammengefasst (ISBN 978-3-662-52818-1). Ausführliche Informationen zum Buch sind online verfügbar: Springer